28. Sept. 2019 24. Feb. 2020

Das Ekstatische Auge

Sergej Eisenstein, Filmemacher am Kreuzweg der Künste
Eisenstein montant Octobre, 1927

Datum

28. Sept. 2019 24. Feb. 2020

Ort

Grande Nef

Kuratoren

Ada Ackerman, Kuratorin der Ausstellung und Forschungsbeauftragte am CNRS/THALIM, Kunsthistorikerin und Eisenstein-Spezialistin
Philippe-Alain Michaud, Kurator und Konservator am Centre Pompidou, Musée national d'art moderne, Leiter der Abteilung für experimentelles Kino.

Sergej Eisenstein, der mythische Regisseur, der einst den Ruhm des russischen und sowjetischen Kinos begründete, war mehr als ein Filmemacher. Mit der für ihn bezeichnenden Form der Montage und der Rhythmisierung schuf Eisenstein, der sich stets am Schnittpunkt der Künste positionierte, Mitte der 1920er Jahre eine neue Bildsprache. Der Theatermann, Zeichner, Theoretiker, Sammler und unersättliche Leser beschäftigte sich ein Leben lang auch mit Kunstgeschichte.

Das Centre Pompidou-Metz bietet eine Retrospektive seines Werks, die den Einfluss dieses universellen Erbes als Ausgangspunkt nimmt. Sie umspannt die großen Filme, die ihn bekannt gemacht haben (Streik, 1925 ; Panzerkreuzer Potemkin, 1925 ; Oktober, 1928 ; Die Generallinie bzw. Das Alte und das Neue, 1929 ; ¡Que Viva Mexico !, 1932 ; Alexander Newski, 1938 sowie Iwan der Schreckliche, 1944-46), aber auch seine Theater-Experimente, seine Zeichnungen, die Einblicke in seine überschäumende Phantasie geben, und unvollendete Projekte. Die Ausstellung zeichnet die künstlerischen Inspirationen und den visionären Ansatz des Filmemachers mit seinen stark in der russischen Geschichte verwurzelten Produktionen, aber auch seinen zahlreichen Reisen nach Europa, Mexiko und in die Vereinigten Staaten, seinem Lesestoff und seinen Begegnungen nach. Die einstige Aura Eisensteins, der als Künstler überall begehrt war und die Menschen mit seiner Arbeit und seinem Denken aufwühlte, hat heute, wo sein filmisches Werk nicht mehr systematisch in Kinoclubs vorgeführt wird, deutlich nachgelassen. Gleichermaßen wurden auch die Komplexität und die eigentliche Tragweite von Eisensteins Schaffen aufgrund ideologischer Auslegungen, die seine Arbeit auf den alleinigen Kontext der kommunistischen UdSSR und seine Beziehung zu Stalin reduzierten, über lange Zeit unterschätzt.