12. Sept. 2011 05. März 2012

Irrwege

Labyrinthische Variationen
Grande Nef, « III - Le labyrinthe mental »

Datum

12. Sept. 2011 05. März 2012

Commissariat

Hélène Guenin, Responsable du pôle Programmation du Centre Pompidou-Metz
Guillaume Désanges, Commissaire d’exposition et critique d’art, directeur de Work Method

Irrwege ist nach Meisterwerke? die zweite große Themenausstellung des Centre Pompidou-Metz. Ausgehend vom Motiv des Labyrinths, kreist diese Gruppenausstellung um das Thema des Umherirrens, des Verlusts und des ziellosen Umherschweifens sowie deren Darstellungsformen in der zeitgenössischen Kunst.

Die universelle, archaische Form des Labyrinths wird hier begriffen als Metapher für die sich über Um-, Ab- und Irrwege vollziehende Annäherung an ein Ziel. Das in allen Kulturen bekannte Motiv impliziert in seinen diversen Erscheinungsformen und spirituellen Konnotationen faszinierende Paradoxa: Organisation durch Chaos, Fortschritt durch Langsamkeit oder Rückschritt, konstruktiven Orientierungsverlust und produktive Verwirrung von Sinn und Wissen. Dieser Logik folgend, entwickelt sich auch die Ausstellung selbst in ihrer thematischen Organisation nach dem Prinzip des Orientierungsverlustes und folgt den Windungen und Vieldeutigkeiten ihres eigenen Sujets, das sie nicht nur beleuchtet, sondern in ihrer architektonischen, physischen und psychischen Dimension fassbar macht, indem sie Irrund Abwege im konkreten wie metaphorischen Sinne bietet. Vom Labyrinth als architektonische Konstruktion gelangt sie zu den Mäandern des Denkens, von der Darstellung des Chaos zur Großstadt als Ort der Orientierungslosigkeit, vom physischen Gefängnis zur malerischen Abstraktion als Stolperstein für Wahrnehmung und Verständnis.

Die Ausstellung ist in acht Kapitel gegliedert, die ihre Fragestellungen sowohl auf konzeptueller wie auch auf sinnlicher Ebene verhandeln. So bietet der Rundgang aufschlussreiche Informationen und Zerstreuung, weckt die Neugier und bewegt die Sinne.

Werke aus Malerei und Architektur, begehbare Arbeiten, Skulpturen und Filme, aber auch Pläne, Karten und archäologische Sammlungen und Objekte eröffnen vielfältige Einblicke in gleichermaßen faszinierende wie überraschende Universen und laden zu deren intensiver Erkundung ein.

Darüber hinaus spiegelt die Ausstellung ungeachtet ihrer historischen Bezugspunkte auch bestimmte zeitgenössische ästhetische, politische und intellektuelle Strömungen wider; nämlich ein Verständnis der Formen- und Ideengeschichte, das nicht auf einem strikt linearen Geschichtsmodell beruht und sich der Deutung von Geschichte als rein vorwärts gewandtem Prozess verweigert, sondern diese vielmehr als Vielzahl von Möglichkeiten begreift. Damit legt sie nicht eindeutig zuordenbare Bereiche frei und es ergeben sich Wahlmöglichkeiten und Querverbindungen für die Erfassung der Realität – mit all dem, was dieser Ansatz an abenteuerlicher Spekulation und Unsicherheit mit sich bringt.

Die Ausstellung nimmt zwei Ausstellungsbereiche des Centre Pompidou-Metz mit einer Gesamtfläche von über 2000 m² ein und versammelt Werke französischer und internationaler Künstler verschiedener Generationen sowie historische Arbeiten aus der Sammlung des Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, und großen internationalen Sammlungen. Darüber hinaus werden verschiedene Auftragsarbeiten zu sehen sein.

Teil der Ausstellung ist außerdem ein von dem freien Kurator Jean de Loisy entwickeltes Rätselspiel mit dem Titel Le Labyrint*e en valise (*h) [Das Labyrinth im Koffer].